Uni-Logo
Sie sind hier: Startseite FRAGL Arbeitspapiere FRAGL 41: Giftgasangriffe von Ghuta
Artikelaktionen

FRAGL 41: Giftgasangriffe von Ghuta

— abgelegt unter:

Hanno Müller

 Abstract

In dieser Arbeit wird untersucht wie in drei verschiedenen deutschen Tageszeitungen über die Giftgasangriffe von Ghuta, Syrien, berichtet wurde und wer als Urheber/in der Angriffe erscheint. Für diese Forschungsfrage wurde das Ghuta-Korpus erstellt: ein Korpus bestehend aus sämtlichen Artikeln der Süddeutschen Zeitung, der BILD und der Jungen Welt, die im Zeitraum vom 21. August 2013 bis zum 15. September 2013 veröffentlicht wurden und inhaltlich mit den Gasangriffen relatiert sind. Der genannte Zeitraum erstreckt sich somit vom Tag der Gasangriffe bis zum Tag vor der Veröffentlichung eines offiziellen Gutachtens der UNO. Innerhalb dieses Zeitraums wurden keine Äußerungen bezüglich der möglichen Urheber und Ausmaße des Angriffs von einer international anerkannten Organisation getätigt.
Mithilfe qualitativer Analysetechniken wurden charakteristische Merkmale der Berichterstattung der genannten Zeitungen herausgearbeitet und im Sinne der Kritischen Diskursanalyse auf den Diskurs des Syrien Krieges zurückbezogen. Es konnte gezeigt werden, dass der Diskurs der Urheberschaftsfrage vor allem von zwei gegensätzlichen Narrativen strukturiert wird. Auf der einen Seite steht das Narrativ vom syrischen Bürgerkrieg, indem sich eine unterdrückte Bevölkerung von einer despotischen Regierung befreien will, und auf der anderen Seite befindet sich das Narrativ eines Stellvertreterkriegs, indem ausländische Regierung mithilfe von islamistischen Gruppierungen versuchen die syrische Regierung zu stützen. Die Ergebnisse der qualitativen Analyse legen nahe, dass sich die Süddeutsche Zeitung und die Bild vor allem des erstgenannten Narrativs bedienen, wodurch eher die syrische Regierung als Urheber/in erscheint, wohingegen die Junge Welt besonders vom zweitgenannten Narrativ Gebrauch macht, das vor allem islamistische Gruppierungen als Urheber/innen thematisiert. Dieser Kontrast in der Berichterstattung der Zeitungen konnten durch eine quantitative, korpuslinguistische Untersuchung des Ghuta-Korpus gestützt werden.
Die Ergebnisse der Arbeit von großer gesellschaftlicher Relevanz, führen sie doch einen ungelösten Konflikt vor Augen, mit dem gravierende politische Entscheidungen verbunden sind wie eine militärische Intervention in Syrien. Aus der Arbeit lassen sich zukünftige Forschungsfragen ableiten, z.B.: Wie genau wirkt sich die Berichterstattung auf die Wahrnehmung des Syrien Krieges aus? Was sind die Ursachen des Gegensatzes in der Berichterstattung? Und wie kann dieser Gegensatz bzw. wie können solche Gegensätze im Allgemeinen effektiv aufgelöst werden.

Keywords: Kritische Diskursanalyse, korpusgestützte Diskursanalyse, mediale Berichterstattung, Syrienkrieg, Giftgasangriffe von Ghuta
 


 

 

Zum Artikel (pdf)

Benutzerspezifische Werkzeuge